Flach und Krach. Ein Porsche? Eine Flunder? Ein Maserati? Nein, ein echter Cremer! 1959 erdacht und von 1987 bis 2016 restauriert, düst ein Roadster-Eigenbau der ganz besonderen Art heute wieder durch Wolfsburg. Autor Knut Simon war für VW CLASSIC mit an Bord. Hier ein Auszug aus seinem Artikel in Ausgabe 01.2018:

 

Es gibt ja diverse Bücher, in denen gestandene Auto-Designer davon berichten, dass sie bereits als Kind nichts anderes hatten werden wollen, als Auto-Designer. So ähnlich war es auch bei Eimo Cremer - nur, das er darüber (bisher) noch kein Buch geschrieben hat. Dabei hat er durchaus vieles zu erzählen...."Aurich ist traurig - Leer noch viel mehr!"zitiert Cremer lachend eine alte Schmäh-Weisheit über seine weite und flache Heimat Ostfriesland. Dem Landstrich, in dem man Donnerstag bereits sehen kann, wer sonntags zum Kaffee kommt, in dem sonst aber nicht viel passiert. Eimo Cremers Familie jedoch ist schon zu seinen Kindheitstagen sehr autoaffin, und so wundert esnicht, dass der kleine Eimo früh damit begann, Autos zu zeichnen und sogar zu bauen - wenn auch zunächst im verkleinerten Maßstab, aus Kitt.

"Wenn man was kann, muss man auch nix lernen", sagt Cremer zu seinem Jungtalent schelmisch. 1959 erfolgte schließlich die Initialzündung, ein Beschluss wurde gefasst: Das nächste Auto wird keine Miniatur aus Kitt sein, sondern in 1:1 - und aus Beton! Richtig gelesen. Die Auflösung dieses Rätsels ist dabei ganz einfach: "Natürlich sollte mein fertiges Auto auf Käfer-Fahrgestell keine Beton-Karosserie, sondern ein luftiges, elegantes Kleid aus leichtem Polyester tragen", stellt Cremer klar. "Aber was war das Zeug damals teuer! Ich konnte mir nur einen Versuch leisten - also baute ich zuerst eine Positiv-Form auf Backstein und Holzbalken, unter Zuhilfenahme von Karnickeldraht, Gips und Beton, alles im Garten meiner Eltern." Da thronte er dann, zwischen Hecke und Gewächshaus, der schwere Brocken namens "Cremer Roadster". Und sah schon ziemlich chic aus.

Fotos: Günter Poley/poleyroid #knutsimon #vwclassic