Wie wartet man einen Käfer ohne Vertragswerkstatt und Ersatzteile?

Autor Heiko P. Wacker erzählt in der VW CLASSIC, Ausgabe Nr. 02.2016, die Geschichte eines VW Käfer in der DDR. Vom West-Onkel 1961 geschenkt, die DDR überlebt mit über 1 Mio. Fahrkilometern, 1993 an einen Autohändler verkauft, 2010 zurückgekauft und restauriert. Alles detailiert belegt von Albrecht Kriegers Vater. Hier ein Auszug des Artikels:

 

Andere Probleme hingegen verlangten deutlich mehr Improvisations-talent. "Es gab keine VW-Werkstätten in der DDR. Da brauchte man schon allerhand Cleverness, wollte man einen Käfer über die Jahre bringen. Mein Vater war ja kein Autoschlosser, sondern Wissenschaftler. Trotzdem verschlang er jedes Serviceheft von VW, das ihm Onkel Otto zukommen ließ." Auch Verschleißteile sprudelten aus dieser Quelle, bis hin zum Motorenöl. "Das, was wir in der DDR bekommen konnten, war für den Boxer ungeeignet - also schickte uns Onkel Otto zweimal im Jahr 2,5 Liter Motorenöl." 15 Jahre lang, gut getarnt in Weinflaschen. "Sogar die Originalblechdosen waren ja verboten." Notiert wurden alle Arbeiten in penibel geführten Fahrtenbüchern: " Jede Fahrt, jeden Handgriff dokumentierte mein Vater", schmunzelt Albrecht Krieger über die Akribie des Seniors. "Manchmal blättere ich in den Heften - so kann ich beispielweise feststellen, wann genau Bundbolzen oder Ventile kontrolliert wurden." Diverse Hefte wurden solcherart gefüllt, was durchaus verständlich war. "Natürlich pflegte mein Vater den Wagen schon aus Eigennutz - wo hätte er in der DDR auch so einfach ein anderes Auto bekommen sollen", meint Albrecht Krieger.

Fotos: Günter Poley/poleyroid #heikopwacker #vwclassic